Thurgauer Zeitung vom 6.5.2019
Bericht: Markus Bösch
Patti Basler und Philippe Kuhn präsentierten «Frontalunterricht» auf der Bistrobühne. Das Duo nimmt in diesem Programm das Schulwesen und hier vor allem den Lehrplan 21 auf die Schippe.
Alle Besucher singen mit, was der Lehrer am Klavier vorgibt und machen ebenso den singenden Abschluss. Dazwischen liegen zwei Stunden an Wortkaskaden, hochstehend, mal am roten Faden hängend, mal ein leerschluckendes oder lachendes Publikum hinter sich lassend.
Patti Basler und Philippe Kuhn gelingt es, einen Bogen zu spannen um die Schule, ihre involvierten Personen und das lebenslange Lernen in und nach derselben: Sie erzählen die Geschichten von René, dem traumatisierten Kind, das die Schule dereinst nur abschliessen kann als Abwart, weil der dies ja als Beruf tut, von der Lehrerin, die tragisch endet – vielleicht auch darum, weil die Kinder ihre verbalen Wortketten nicht begreifen und sie auch nicht, weil man das Subjekt nicht einfach weglassen kann. Es dreht sich alles um den Lehrplan 21, der Harmonie vorgibt und «doch nur dreimal siebt, sprich aussortiert, eine Kompetenz pro Woche verlangt und exemplarisch zeigt, wie man mittels Notendiktat und enharmonischer Verwechslung zu ADHS gelangt». Kritisch sind die Analysen des aktuellen Bildungssystems. Inhaltlich bringen die beiden manches auf den Punkt – um gleichzeitig mit spitzer Zunge ein Lied zu den Wechseljahren zu präsentieren. In einer Woche erhält Patti Basler den «Salzburger Stier» und mit dem neuen Programm «Nachsitzen» macht das Duo Lust auf weitere abgründige Nachhilfestunden.