Schafft mit Worten unaufgeregte Bilder

Seeblick vom 24.09.2021

Bericht: Markus Bösch

Christoph Simon ist einfach da an der Bistroveranstaltung und mutet den Zuhörern viel zu: Geschichten, rote Fäden und das ganze Leben.

Er steht nur da. Ohne viel Theatralik und bewegt sie doch alle, die gekommen sind, den «Suboptimisten» vor allem zu hören und ein wenig auch zu sehen. Und das Gehörte fordert, denn Christoph Simon erzählt von sich und seinem Chauffeur, von vergangenen Zeiten, von einem Mondflug, von seiner Jugend, deren Entscheidungen er nicht nochmal erleben möchte: «Ich bin auch da und frage mich, wie kann der Alltag leicht gemacht werden. Zum Beispiel für mich als Poeten, der das treffende Wort sucht, der zuweilen einen zweiten Poeten trifft. Als Mensch, der ein Held sein möchte und manchmal nur an einer Strassenbaustelle zu lange anhalten muss.»

Ständig im Dialog

Er streift durch sein Leben, und wohl durch die Leben aller Gäste, von der Beerdigung eines fernen Verwandten hin zu einer Hochzeit, er schwingt um sich mit seinen Worten, verteilt sie an alle, die sie hören wollen (und können). Ungehemmt und überraschend. So dass man sich wünscht, sie einen Tag später noch einmal zu hören, um alle fassen zu können. Der Schriftsteller, Kabarettist und geniale Slam-Poetry-Künstler lässt die Zuhörer in ihren Gedankengängen zurück, um ihnen Sekunden später klarzumachen: Hör wieder zu, sonst verlierst du die roten Fäden, denn die Geschichten gehen weiter. So trifft er die Hausärztin seines Fahrers, wird für sie zum Lebensberater (Exkurs zur Gegenwart: «Ich berate dich, dann kannst du wieder Impfgegner beraten») – er, der sich als wortsuchenden Poeten mit einer gebärenden Frau vergleicht. Und er, der an diesem Abend «mental etwas Beeindruckendes erzählen will». Und zum Schluss das Allerwichtigste verrät: «Wir machen nicht mehr aus jedem Problem ein Problem.» Sagt es, nimmt den Applaus der Besucher mit einem Lächeln und jener Unaufgeregtheit mit, die ihn ausmacht.

Christoph Simon während seinem Auftritt auf der Bistro-Bühne in Romanshorn

Bild: Markus Bösch