Seeblick vom 20.6.2023
Bericht: Markus Bösch
Simon Enzler zum ersten Mal auf einer Romanshorner Bühne – und er begeisterte gleich alle Bistrobesucherinnen und -besucher auf seiner Achterbahnfahrt des unverhofften Humors.
An mancher Stelle seines Programms «Brenzlig» taucht schon die Frage auf: Ist es jetzt der Appenzeller in Reinkultur, der da spricht, sind es die Witze und humorvollen Geschichten, die das Lachen provozieren oder sind wir es selber, mit unseren Gewohnheiten, über die es eigentlich zu lachen gilt? Wie auch immer: Der Bistro-Anlass mit Simon Enzler war ausverkauft, die Besucherinnen und Besucher genossen es sichtlich, vom Appenzeller aufs Korn genommen zu werden, der da selbst seine eigene Klientel «auf ganz dünnes Eis zu führen wagte» – etwa, wenn er in seiner trockenen und gleichzeitig spitzbübischen Art sagt, dass alle Krisen der Welt auch ohne sein Wissen abzulaufen pflegen, und ihm darum das vierteljährliche Gemeindebulletin vollauf genügt.
Einfach so retten?
Und immer wieder ärgert er sich – über an sich wirkliche Probleme, die er dann in null Komma nichts ins zu Belächelnde zieht: Die Laubbläser der Bauern gehören dazu, die Touristen, die im Stroh schlafen und dem Landwirt sein HüslerNest damit finanzieren, die Klimajugend, die doch bitteschön online protestieren und nicht ohne Rücksicht das Klima retten soll oder dann auch die Facebookler, die er mit einem Affenhaus vergleicht und anschliessend lallend am Stammtisch zu stehen, den er als «social media ohne media» vergleicht. Nach Zugaben setzte er dann kurz vor elf eine Schlusspunkt, denn «auch bei Zahnärzten und Co. sind wir froh, wenn er zum Ende kommt» – ohne nicht vorher noch frühere und heutige Berufsmöglichkeiten mit trockenem Humor erwähnt zu haben: Schliesslich sind Ausbildungen zur Promenadologie (Kunst des Spazierengehens) und zum Hundefutter-Vorkoster zumindest mit einem schmunzelnden (Enzler-)Auge zu begegnen.
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