Nichts und niemand bleibt verschont

Thurgauer Zeitung vom 8. Juni 2021

Bericht: Markus Bösch

Bänz Friedli begeistert in Romanshorn mit Dialekt, Witz und Musik..

Er weiss, wo er zu Hause ist und wo er auftritt: Nach dreimaligem Verschieben konnte Bänz Friedli endlich auch auf der Aula- bühne im Rahmen der Bistro-Veranstaltungen auftreten. Während zweier Stunden unterhielt er das Publikum mit seinen ihm eigenen Mundarten, immer wieder auch durchsetzt mit Thurgauer Dialekt und Romanshorner Eigenheiten.

Mocmoc kam wieder zu Ehren und dann immer wieder auch der Bahnhofplatz. Während das Fabelwesen herhalten musste für fast alle Gründungsmythen, die «doch allesamt nicht stimmen und so ganz anders geschehen sind, als sie erzählt werden», braucht der Bahnhofplatz nach Friedlis Ansicht ganz dringend ein Update. «Oder, um es klar zu sagen: Er gehört umgestaltet, um nicht zu sagen gesperrt. So wie die Strassen am Lenz».

Gleichwohl nimmt Friedli auch Bezug auf kantonale Befindlichkeiten, nationale Abstimmungen und internationale Politik: So werden Fussballklubs zu Ersatzreligionen – überhaupt ist doch alles Religion –, Fussballspieler zu erdverbundenen Sportwagenfahrern, Bauern zu Subventionsempfängern, die damit ihre Abstimmungskam- pagne finanzieren, Gemeindeschreiber zu Dorfkönigen und Politiker zu jenen, die mehr Schein als Sein verbreiten. Und immer tut Friedli es mit seinem ihm eigenen dialektreichen Komödiantentum und gleichzeitig scharfzüngiger Ernsthaftigkeit. Etwa, wenn der Thurgau mit Echinaforce und einem seit seiner Geburt maskenlosen Kantonsrat zu humorvollen Ehren kommt, wenn Männer Frauen als Gespielin oder auch als Verwaltungsrätin bestellen können oder wenn Kosewörter und Kindernamen plötzlich in den Mittelpunkt rücken.

Schliesslich endet die Tour d’Horizon mitsamt rotem Faden wieder in der Hafenstadt am Bodensee mit ihren zahlreichen parteilosen Mandatsträgern. Nicht zu vergessen Bänz Friedlis Vorbild Elvis Presley, den er durch das zweistündige Solo- programm mitnimmt, mitsamt seinen Liedern, welche er immer wieder passend anstimmt und einbindet.

 

Bild: Markus Bösch